Wenn Sie auf der Suche nach wissenschaftlich fundierten Informationen über medizinisches Cannabis sind, ist diese Plattform der geeignete Ort, um Ihre Recherche zu beginnen. Hier können Sie sich ein solides Übersichtswissen aneignen, einschließlich wissenschaftlicher Informationen über Cannabinoide und das Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers.
Cannabis ist eine Blütenpflanze.1 Ihre Blätter, Blüten und Wurzeln werden seit Jahrtausenden zu medizinischen Zwecken verwendet. Wenn die Cannabispflanze reif ist, produziert sie ein Öl, welches sogenannte Cannabinoide mit einer Vielzahl von pharmakologischen und therapeutischen Eigenschaften enthält.2
Dies ist nichts Einzigartiges. Tatsächlich gibt es mehr als 100 zugelassene Arzneimittel, welche sich von einem pflanzlichen Inhaltsstoff ableiten.2 Dazu gehören einige der weltweit bekanntesten Arzneimittel, wie z. B. Aspirin, Chinin, Morphin, Digoxin und Paclitaxel. So leitet sich zum Beispiel Aspirin von der Salicylsäure ab, einer chemischen Verbindung, welche in verschiedenen Pflanzen, darunter auch der Silberweide (Salix alba), vorkommt. 3
Ebenso wie bei diesen von Pflanzen abgeleiteten Arzneimitteln bezieht sich der Begriff „Cannabis-basierte Arzneimittel” auf alle Medikamente, deren Grundlage die aus der Cannabispflanze gewonnenen Cannabinoide sind. Diese Definition schließt auch die Cannabinoide ein, die auf synthetischem Wege hergestellt werden. Andererseits unterscheidet sich medizinisches Cannabis von klassischen Medikamenten und repräsentiert eine neue Kategorie von Arzneimitteln, für die ein eigenes Regelwerk gilt. Medizinisches Cannabis wird aus Cannabisblüten hergestellt, die in neuen pharmazeutischen Formulierungen mit verschiedenen Konzentrationen und Mischungen der pharmakologisch aktiven Substanzen zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht Ärzten eine Vorgehensweise im Sinne einer sogenannten „personalisierten“ Medizin, was besonders bei medikamentös schlecht einstellbaren und therapierefraktären Patienten von Nutzen sein kann.
Über 500 chemische Verbindungen konnten in der Cannabispflanze nachgewiesen werden. Ungefähr 100 davon sind Cannabinoide und über 400 gehören zu einer anderen Substanzklasse.4 Die zwei am umfangreichsten untersuchten und am meisten verwendeten Cannabinoide sind Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).4 Medizinische Cannabisprodukte können entweder THC oder CBD als Hauptbestandteil enthalten (sogenannte THC- bzw. CBD-dominante Produkte oder beide Substanzen zu ungefähr gleichen Teilen (sogenannte THC/CBD-balancierte Produkte).5
Cannabinoide sind eine Gruppe von chemischen Verbindungen, welche von der Cannabispflanze synthetisiert werden und die eine gemeinsame chemische Grundstruktur aufweisen. Die Cannabispflanze enthält über 100 Cannabinoide.4 Die zwei am umfangreichsten untersuchten und am meisten verwendeten Cannabinoide sind Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).4 Andere Cannabinoide, welche normalerweise nur in niedrigen oder sehr niedrigen Konzentrationen in der Pflanze vorkommen, sind derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.5 Einige dieser Cannabinoide, wie z. B. Cannabidiravin (CBDV), Cannabigerol (CBG) oder Cannabichromen (CBC), haben sich in vorklinischen Untersuchungen als pharmakologisch aktiv erwiesen.4 Über einen möglichen therapeutischen Nutzen dieser Verbindungen ist allerdings bisher nur wenig bekannt, was den geringen Konzentrationen in der Pflanze und den begrenzten Informationen über ihre Wirkungsweise geschuldet ist.5 Die meisten Erkenntnisse über diese Cannabinoide stammen aus In-vitro– und In-vivo-Studien sowie einer sehr begrenzten Anzahl von nach hohen Standards durchgeführten und aussagekräftigen klinischen Studien.6
THC oder Δ9-Tetrahydrocannabinol ist die primäre psychoaktive Substanz in Cannabinoiden.7 Seine pharmakologischen und therapeutischen Eigenschaften beruhen auf seiner Wirkung über den Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1, partieller Agonist) und den Cannabinoid-Rezeptor 2 (CB2, partieller Agonist),7 während die psychotrope Wirkung typischerweise über den CB1-Rezeptor vermittelt wird. Die pharmakologischen Eigenschaften von THC umfassen die Unterdrückung der Bewegungsaktivität, Hypothermie, Antinozizeption, Appetitanregung sowie eine antiemetische Wirkung.7 Neben der Aktivität am CB1– und CB2-Rezeptor kann THC auch mit anderen Rezeptoren interagieren. Zu diesen gehören unter anderem TRPA1 (Transienter Rezeptor-Potential-Kationenkanal, Unterfamilie A11, Glied1), TRPV2 (Transienter Rezeptor-Potential-Kationenkanal, Unterfamilie V, Glied 2), GPR55 (G-Protein-gekoppelter-Rezeptor 55), 5-HT3A (5-Hydroxytryptamin-Rezeptor Typ 3, Untereinheit A).6
CBD oder auch Cannabidiol ist das am zweithäufigsten untersuchte Cannabinoid. Im Gegensatz zu THC übt es keine direkte Wirkung über die CB-Rezeptoren aus. Allerdings wirkt es als negativer allosterischer Modulator am CB1-Rezeptor.6
Es wird angenommen, dass CBD durch diesen Mechanismus einige der psychotropen Wirkungen von THC abschwächen kann.8 Zu den pharmakologischen Eigenschaften von CBD gehören antikonvulsive, antinozizeptive, anxiolytische, antiemetische, immunmodulatorische und antiinflammatorische Wirkungen.7 Um diese Eigenschaften hervorzurufen, interagiert CBD mit einer Reihe von Rezeptoren, darunter TRPV1 (Transienter Rezeptor-Potential-Kationenkanal, Unterfamilie V, Glied 1), GPR55 (G-Protein-gekoppelter-Rezeptor 55), 5-HT1A (5-Hydroxytryptamin-Rezeptor, Typ 1, Untereinheit A), 5-HT2A (5-Hydroxytryptamin-Rezeptor, Typ 2, Untereinheit A), Adenosinrezeptoren A1 und A2, TNFα (Tumornekrosefaktor-alpha) und anderen weiteren Rezeptoren.6
Endocannabinoide sind körpereigene (endogene) Cannabinoide oder Liganden der Cannabinoidrezeptoren. Die beiden wichtigsten Vertreter der Endocannabinoide sind Anandamid und 2-Arachidonylglycerol (2-AG). Anandamid zeigt eine hohe Affinität für die Cannabinoidrezeptoren. Es agiert als partieller CB1-Agonist und als fast inaktiver CB2-Agonist. Daneben übt es auch eine gewisse Aktivität am TRPV1-Rezeptor aus. Das zweite bekannte Endocannabinoid, 2-AG, ist von entscheidender Bedeutung für die Wirkung des Endocannabinoid-Systems im Gehirn. Da sein Basalspiegel im Gehirn 1000-mal höher ist als der von Anandamid, ist es der primäre endogene Ligand für die Cannabinoidrezeptoren. 2-AG besitzt zwar nur eine moderate bis geringe Affinität für die Cannabinoidrezeptoren, ist aber ein voller Agonist sowohl am CB1– als auch am CB2-Rezeptor.9,10
Unabhängig von der Art der Synapse (erregend oder hemmend) und der Übertragungsdauer spielen diese Endocannabinoide eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung der synaptischen Übertragung, die auf verschiedenen Mechanismen beruht. Sie werden bei Bedarf am postsynaptischen Neuron gebildet und wirken retrograd (am präsynaptischen Neuron oder nahe der Astrogliazellen-Fortsätze). Die Endocannabinoide werden als Reaktion auf spezifische Reize in bestimmten Arealen des Gehirns sowie der Peripherie freigesetzt. Vor kurzem wurden zudem weitere Endocannabinoide entdeckt.10
Das endocannabinoide System scheint ein homöostatisches System zu sein, das an vielen der wichtigsten physiologischen Funktionen des Körpers beteiligt ist. CB1 ist direkt an der Steuerung der Motorik, der Kontrolle des Appetits, der Gedächtnis- und Lernverarbeitung, der energetischen Homöostase, dem zielgerichteten Verhalten, der Nozizeption sowie an höheren kognitiven Funktionen beteiligt. CB2 ist direkt an der Regulation von Entzündungen und der Immunantwort beteiligt.9 In jüngster Zeit wurde das Konzept eines Endocannabinoidoms zur Erklärung des gesamten Systems und der Funktionsweise cannabinoidverwandter Liganden, Rezeptoren und Enzyme und deren Interaktionen vorgestellt. Damit wird vor allem berücksichtigt, dass Endocannabinoide mehr molekulare Zielrezeptoren als nur CB1 und CB2 haben und dass diese Rezeptoren auch auf Proteine ausgeweitet zu sein scheinen, die von anderen endogenen und exogenen Substanzen angesteuert werden.11
CB-Rezeptoren sind ubiquitär im ganzen menschlichen Körper verteilt. Die CB1-Rezeptoren sind vorwiegend im Gehirn zu finden und in geringerer Dichte in verschiedenen anderen Körperbereichen wie den Adipozyten und Leukozyten sowie in Milz, Herz, Lunge, Gastrointestinaltrakt, Niere, Blase, Reproduktionsorganen, Skelettmuskulatur, Knochen, Gelenken und Haut. Die CB2-Rezeptoren finden sich vor allem im Immunsystem, einschließlich der Leukozyten und der Milz. Weniger häufig kommen sie in den Knochen, der Leber und im ZNS, einschließlich der Astrozyten, Oligodendrozyten, Mikroglia und einigen Neuronen, vor.10
Unter Botanikern herrscht nach wie vor kein abschließender Konsens über die geeignete Klassifizierung. Ursprünglich wurden drei Sorten unterschieden: Cannabis sativa, Cannabis indica, and Cannabis ruderalis. Cannabis sativa wird in den Ländern der westlichen Welt am häufigsten verwendet. Es handelt sich um eine höher wachsende Pflanze, die vor allem in wärmeren Regionen angebaut wird. Im Gegensatz dazu ist Cannabis indica eine kürzer wachsende Pflanze, die in einem kühleren Klima gedeiht. Cannabis ruderalis, die kleinste der drei Pflanzen, wächst am schnellsten, da ihr Wachstum nicht von der Tageslänge abhängig ist (sie verfügt über selbstblühende Samen). Hinsichtlich des Cannabinoidgehalts hat Cannabis ruderalis den geringsten THC-Gehalt, kann aber einen hohen CBD-Gehalt aufweisen. Im Laufe der Zeit wurde dieses Klassifizierungssystem jedoch in Frage gestellt, da man alle drei Sorten erfolgreich miteinander kreuzen und somit fertile Hybriden züchten kann. Dies widerspricht der Definition von botanischen Arten.
Aus pharmazeutischer Sicht ist diese Einteilung der Cannabispflanzen nach ihren morphologisch-botanischen Eigenschaften unscharf und wenig sinnvoll. Da eher eine Einteilung anhand der chemischen Eigenschaften angezeigt ist,12 werden heute drei Haupttypen unterschieden: Chemotyp I (THC-dominant), Chemotyp II (ausgewogenes Verhältnis von THC und CBD) und Chemotyp III (CBD-dominant).13 Diese sind die drei primären Pflanzen-Arten“, doch es werden viele Sorten produziert, in denen die Merkmale einer oder mehrerer dieser drei Arten kombiniert vorliegen. So kann beispielsweise Cannabis ruderalis mit Cannabis indica kombiniert werden, um schneller wachsende Pflanzen (Cannabis ruderalis) mit einem höheren THC-Gehalt (Cannabis indica) zu erzeugen.
Heutzutage stehen viele medizinische Cannabisprodukte zur Verfügung. Medizinisches Cannabis ist in drei Typen verfügbar: Chemotyp I (THC-dominant), Chemotyp II (ausgewogenes Verhältnis von THC und CBD und Chemotyp III (CBD-dominant).13 Diese sind in unterschiedlichen Formulierungen erhältlich, z. B. getrocknete ganze oder gemahlene Blüten für Inhalationszwecke, Extrakte und Kapseln zur oralen Verabreichung sowie sublinguale Sprays. Um mehr über die Verwendung und die besonderen Eigenschaften jedes Produktes zu erfahren, lesen Sie bitte den Abschnitt „WARUM: EVIDENZ FÜR ARZNEIMITTEL AUF CANNABINOIDBASIS“
Als Hanf werden Sorten der Cannabispflanze bezeichnet, die weniger als 0,2 % THC in der Trockenmasse enthalten.14 Somit ist der einzige Unterschied zwischen Hanf und Cannabis der Gehalt der enthaltenen Cannabinoide, von denen einige medizinische Eigenschaften aufweisen. Hanfprodukte können CBD enthalten. Allerdings findet die Hanfpflanze aufgrund der Stärke ihrer Fasern häufig auch in einer Vielzahl nicht medizinischer Produkte Anwendung.
Im Grunde besteht kein Unterschied zwischen den beiden Begriffen. Cannabis ist der offizielle und insbesondere wissenschaftlich weltweit akzeptierte Begriff. Deshalb werden die in Cannabis enthaltenen aktiven Substanzen Cannabinoide genannt. Marihuana ist eine Bezeichnung, die vorwiegend in den USA verwendet wird. Die Ursprünge des Begriffs „Marihuana“ scheinen in Mexico zu liegen, wobei dies noch nicht abschließend geklärt ist. Infolge negativer politischer und sozialer Kampagnen gegen Cannabis im frühen 20. Jahrhundert hat die Bezeichnung „Marihuana“ bis heute eine negative Konnotation in den USA.15