What
Über medizinisches Cannabis
When
Die Geschichte des medizinischen Cannabis
How
Regulierung von medizinischem Cannabis
Why
Evidenz für medizinisches Cannabis
Who
Medizinisches Fachpersonal und medizinisches Cannabis
Where
Zugang zu medizinischem Cannabis
How
Medizinisches Cannabis verschreiben
Which
Risiken von medizinischem Cannabis
WIE: REGULIERUNG VON MEDIZINISCHEM CANNABIS
Der regulatorische und rechtliche Status von medizinischem Cannabis ist in jedem Land anders und komplex, auch in Deutschland. Es gibt somit keine europäische Harmonisierung. Erfahren Sie mehr über die Regelungen für die Herstellung und den Zugang zu medizinischem Cannabis.
Ist medizinisches Cannabis in Deutschland legal?
Seit 2017 ist es möglich medizinisches Cannabis in Deutschland zur Behandlung schwer kranker Patienten, die bereits in ärztlicher Behandlung sind, „für die jedoch keine therapeutische Alternative existiert“ zu verordnen.1 Im Jahr 2019 erteilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die ersten Genehmigungen für den regionalen Cannabisanbau und die Herstellung in Deutschland an drei Unternehmen. Es ist nun legal, verschreibungspflichtige, cannabisbasierte Produkte für medizinische Zwecke anzubauen, zu vertreiben und anzuwenden.2,3
Wer reguliert medizinisches Cannabis in Deutschland?
Deutschland hat eine Behörde für Cannabis, die Cannabisagentur, geschaffen, die eine Abteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist. Die Cannabisagentur überwacht den Anbau, die Ernte, die Verarbeitung, die Qualitätskontrolle, die Lagerung, das Verpackungswesen und den Vertrieb von medizinischem Cannabis.2,3

Wer darf in Deutschland medizinisches Cannabis ausgeben?
Nur Apotheken sind berechtigt, medizinisches Cannabis gegen ein gültiges Rezept auszugeben. Die Cannabisagentur, eine Abteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), erlaubt Apotheken, sich für den Vertrieb in Deutschland hergestellter medizinischer Cannabisprodukte zu registrieren und diese zu bestellen. Um eine Bestellung aufzugeben, müssen Apotheken gemäß Apothekengesetz einen geeigneten Nachweis der Erlaubnis zum Betreiben einer Apotheke sowie eine Berechtigung zur Bestellung von Betäubungsmitteln vorweisen.4 Apotheken können zudem importiertes medizinisches Cannabis vertreiben, indem sie daraus sog. Rezepturarzneimittel herstellen.

Wer darf medizinisches Cannabis in Deutschland herstellen?
Um medizinisches Cannabis in Deutschland anzubauen, herzustellen oder gewerblich zu vertreiben, müssen Unternehmen eine Lizenz beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen.2 Jedes Unternehmen nimmt an einem Ausschreibungsverfahren teil, das von der Cannabisagentur, einer Abteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), gesteuert wird. Nur Unternehmen mit einer gültigen Zulassung durch die Cannabisagentur dürfen medizinisches Cannabis in Deutschland anbauen.3
2019 wurde das erste Ausschreibungsverfahren in Deutschland beendet, an dem 80 Antragsteller teilgenommen hatten. Davon erhielten lediglich drei Unternehmen am Ende einen Vierjahresvertrag: Aphria (eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des kanadischen Unternehmens Tilray), Aurora (ein kanadisches Unternehmen) und Demecan (ein deutsches Unternehmen). Somit sind sie die einzigen Unternehmen in Deutschland, die bis zum nächsten Ausschreibungsverfahren über einen Zeitraum von vier Jahren medizinisches Cannabis anbauen dürfen.5
Welche Auflagen bestehen für den Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland?
Cannabis muss gemäß der „Guten Praxis für die Sammlung und den Anbau von Arzneipflanzen“ (GACP), einer von der Europäischen Agentur für Arzneimittel (EMA) im Rahmen der „Guten Herstellungspraxis“ (EU-GMP) der Europäischen Union herausgegebenen Leitlinie, angebaut werden. Zusätzlich müssen die Auflagen der Monographie für Cannabisblüten aus dem Deutschen Arzneimittelbuch (DAB) eingehalten werden.2

Wieviel medizinisches Cannabis wird jährlich in Deutschland hergestellt?
Das erste Ausschreibungsverfahren wurde im Jahr 2019 beendet. Die Cannabisagentur vergab Verträge über eine Gesamtproduktionsmenge von 2.600 kg Cannabis pro Jahr (d. h. 10.400 kg für den vergebenen Vierjahreszeitraum). Die erste Ernte unter dieser Ausschreibung fand im Jahr 2020 statt.3
Welche Formulierungen von medizinischem Cannabis bwz. welche Fertigarzneimittel sind in Deutschland erhältlich?
Medizinisches Cannabis ist in Form von getrockneten Blüten (entweder ganz oder gemahlen) oder als Extrakt der Cannabispflanze (zum Beispiel als Öl) erhältlich, aus welchen sog. Rezepturarzneimittel hergestellt werden. Darüber hinaus gibt es drei zugelassene Fertigarzneimittel auf Cannabinoidbasis. Nabiximols (Sativex®) ist als Mundspray verfügbar und enthält eine Kombination aus Cannabinoiden mit einem Gehalt von 2,7 mg/ml Tetrahydrocannabinol (THC) und 2,5 mg/ml Cannabidiol (CBD). Bei Nabilone (Canemes®) handelt es sich um ein synthetisches Cannabinoid, welches zur oralen Einnahme in Form von Kapseln mit je 1 mg erhältlich ist. Epidyolex® ist als orale Lösung mit 100 mg/ml Cannabidiol (CBD) erhältlich.6
Gibt es andere Auflagen für Cannabidiol (CBD)?
Cannabidiol ist kein psychoaktives Cannabinoid.7 Daher sind Produkte, die zu medizinischen Zwecken verwendet werden und hauptsächlich CBD und maximal 0,2 % Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten, nicht durch das deutsche Betäubungsmittelgesetz (BtMG) geregelt.8 Da sie dennoch als Medikamente eingesetzt werden, wurden sie als Arzneimittel eingestuft und bedürfen daher z.B. einer Herstellungserlaubnis gemäß Arzneimittelgesetz (AMG).
QUELLENANGABEN
- Stöver H, Michels II, Werse B, Pfeiffer-Gerschel T. Cannabis Regulation in Europe: Country Report Germany. Transnational Institute. 2019.
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Cannabisagentur. Accessed November 8, 2021: https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Cannabis-als-Medizin/Cannabisagentur/_node.html
- Cansativa GmbH. Distributing German-Cultivated Medical Cannabis Flowers for the German Market on Behalf of the Cannabis Agency (BfArM). 2021. Accessed November 8, 2021: https://www.cansativa.de/wp-content/uploads/20210623_Distributing-German-Cultivated_Cannabis_CSTV_website.pdf
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Cannabisagentur. April 2021. Accessed November 10, 2021: https://www.cannabisagentur.de/wp-content/uploads/Cannabisagentur_AGB_Apotheken.pdf
- Prohibition Partners. German Cannabis Cultivation Licenses Awarded to Aphria, Aurora and Demecan. 2019. Accessed November 8, 2021: https://prohibitionpartners.com/2019/04/05/germany-awards-domestic-cultivation-licences-to-aphria-aurora-and-demecan/
- Preuss K-J, von Rothkirch C. The Market for Medical Cannabis in Germany. 1st ed. Hamburg: EPC Healthcare GmbH. 2020.
- Pertwee RG. The diverse CB1 and CB2 receptor pharmacology of three plant cannabinoids: delta9-tetrahydrocannabinol, cannabidiol and delta9-tetrahydrocannabivarin. Br J Pharmacol. 2008;153(2): 199-215.
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Häufig gestellte Fragen (FAQ). Accessed November 8, 2021: https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/_FAQ/Cannabis/faq-liste.html?cms_fid=566334Question:%20Sind%20Nutzhanf-/CBD-Produkte%20aus%20bet%C3%A4ubungsmittelrechtlicher%20Sicht%20verkehrsf%C3%A4hig?%20/%20para%203